40 Jahre Kleingartenanlage Brückelgraben
Hans Mindl, Ehrenvorsitzender und ständiger Unterstützer der Siedlergemeinschaft, fand bei der Jubiläumsfeier der Siedlergemeinschaft großartige Worte, die wir euch nicht vorenthalten möchten:

Liebe Siedler, liebe Kleingärtnerinnen, liebe Kleingärtner, sehr geehrte Damen und Herren,
in diesem Jahr kann die Siedlergemeinschaft BASF-Notwende e.V. zwei Jubiläen feiern. Vor 90 Jahren wurden die ersten Siedlungshäuser gebaut und auch der Grundstein für die heutige Siedlergemeinschaft BASF-Notwende gelegt. Vor 40 Jahren erfolgte der erste Spatenstich zur Realisierung der Kleingartenanlage Brückelgraben.
Dies sind Ereignisse, die keine klassischen Jubiläen darstellen, aber Grund ihrer Wertigkeit verdient haben, das bisherige Wirken und die damit verbundenen Leistungen des Vereins und vieler in diesem langen Zeitraum, ehrenamtlich Tätigen, zu würdigen.
Ich habe heute, die ehrenvolle Aufgabe, hier einige Sätze anlässlich der Jubiläen, insbesondere zum 40-jährigen Bestehen der Kleingartenanlage Brückelgraben schreiben zu dürfen. Eine interessante und reizvolle Aufgabe, die ich gerne übernommen habe. Es gilt ein wenig Rückschau zu halten; was wurde hier in den vergangenen 40 Jahren von fleißigen Menschen geschaffen, welchen Stellenwert hat diese Kleingartenanlage für die heutige Siedlergemeinschaft, das unmittelbare Wohngebiet, den Stadtteil Oggersheim und nicht zuletzt für unsere Gesamtstadt Ludwigshafen.
Auch hier muss man zunächst wieder an das Jahr 1934, die Gründerzeit der Siedlung Notwende, erinnern, an die damaligen Pioniere der ersten Stunde, einem 44-Mann-starken Bautrupp, der den Weg für das heutige Wohngebiet Notwende/Weidenschlag/Melm ebnete. Wie uns die Historie überliefert, zogen damals die Erstsiedler, bemitleidet und belächelt, aber frohen Mutes in Richtung Melm, um das Gebiet zu roden, zu bebauen und zu kultivieren - ein für damalige Verhältnisse kühnes Unterfangen.
50 Jahre später, also 1984, zog wieder ein Bautrupp, jedoch nur elf Mann stark, von der neuerbauten Gemeinschaftsanlage Melm aus los, um eine Fläche zwischen der Siedlung Notwende und des zwischenzeitlich entstandenen Gewerbegebietes an der Rheinhorststraße wieder zu roden und zu kultivieren, um die baulichen Voraussetzungen für die Entstehung einer Kleingartenanlage zu schaffen. Ich freue mich, dass vier von den Elfen, heute hier noch dabei sein können.
Ob die Elf damals auch bemitleidet und belächelt wurden - vielleicht! Diese Frage kann man, auch nach 40 Jahren, nicht eindeutig beantworten.
Feststellen kann ich jedoch heute, denn ich durfte damals dabei sein, die elf waren frohen Mutes. Wir waren begeistert und motiviert mitzuhelfen, etwas Gutes und Wichtiges zu schaffen, und zwar zum Nutzen für viele. Etwas zu schaffen für Menschen, für Familien mit Kindern, für die Umwelt und die sozialen Belange des Wohngebietes, Dinge, die den Grundgedanken der Siedlergemeinschaft widerspiegelte: Etwas zu realisieren, das den Gemeinschaftsgedanken auf Dauer fördert und später dem Gemeinwohl in unserer Stadt dienlich sein wird.
Auch damals, vor 40 Jahren, befand sich unsere Stadt in einer nicht geraden guten Haushaltssituation, sodass sich die Siedlergemeinschaft, zwei Jahre nach Fertigstellung der Gemeinschaftsanlage Melm (GAM), erneut bereiterklärte, ehrenamtliche Eigenleistungen in vielfältiger Form im Interesse der Gemeinschaft und zur Entlastung der Stadt zu übernehmen. Diese einmütige Erklärung der damaligen Vorstandschaft der Siedlergemeinschaft war von entscheidender Bedeutung, damit seitens der Verwaltung und den damaligen stadträtlichen Gremien, überhaupt grünes Licht für den Start zum Bau der Kleingartenanlage Brückelgraben gegeben wurde.
Die Idee, im Bereich zwischen der Wohnbebauung der Siedlung Notwende und dem Gewerbegebiet Rheinhorst eine Kleingartenanlage zu errichten, wurde bereits im Jahr 1976 von der damaligen Vorstandschaft der Siedlergemeinschaft geboren. Ursprünglich wollte man seitens der Stadt die Fläche aufforsten, und zwar als ökologischen Ausgleich für das hier neu entstandene Gewerbegebiet.
Nach einer von der Siedlergemeinschaft gestarteten Umfrage bei den Bewohnern des Wohngebietes „Weidenschlag“ hinsichtlich eines Interesses an einem Kleingarten, die 93 positive Rückmeldungen ergab, ging vom Verein das erste Schreiben an die Stadtverwaltung bezüglich der Errichtung einer Dauerkleingartenanlage. Es erfolgte zunächst ein längerer Dialog mit der Verwaltung, stets mit dem Ziel seitens der Siedlergemeinschaft, Kleingärten für die vorhandenen Interessenten zu realisieren. Viele Interessenten wurden zwischenzeitlich Mitglied im Verein.
Im Jahr 1984 war es dann nach vielen Gesprächen und Beratungen mit der Stadtverwaltung und dem Stadtverband der Kleingärtner endlich so weit: Am 30.04.1984 erfolgte der Startschuss für den Bau der ersten 22 Gärten und Lauben. Über ein Jahr wurde fast täglich gemauert, gehämmert, Beton mit einem einfachen Betonmischer zubereitet, Holz zu geschnitten und alles, was zu einer Bautätigkeit gehört, gemacht.
Da vonseiten der Stadt, wie erwähnt, keine ausreichenden finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden konnten, verpflichtete sich die Siedlergemeinschaft, einen Teil der Gewerke in Eigenleistung zu übernehmen. Ein Versprechen, welches zu 100 Prozent erfüllt wurde. Auch mit der positiven Folge für die neuen 22 Kleingärtner, deren Eigenkosten somit erheblich minimiert werden konnten.
So haben Helfer des Vereins das Gelände gerodet und die einzelnen 22 Parzellen baureif gemacht. Vieles wurde danach in Gemeinschaftsarbeit erledigt. Angefangen von der Erstellung der Laubenfundamente, dem Einbau der Türen, bis hin zum Gebälk und der Gestaltung der Dächer.
Es war schon imposant, fast täglich dabei zu sein, wie beispielsweise die Gräben für die Wasserleitung in eigener Regie ausgehoben und wieder verfüllt oder die Schalungen, für das Ausgießen der Ringanker an den einzelnen Lauben befestigt und später auch mit dem, in einem herkömmlichen einfachen Mischer gefertigten Beton, ausgegossen wurden.
Die Gemeinschaftsarbeiten, aber auch die zwischenzeitlich untereinander gewonnenen Gemeinsamkeiten zogen sich wie ein roter Faden durch den gesamten 1. Bauabschnitt. Es haben Personen mit angepackt, die gar keinen Kleingarten wollten, sie wollten nur dabei sein und mithelfen.
Ich hatte damals den Eindruck, man hat gespürt, hier entsteht etwas Besonderes für den Verein, für die Menschen des Wohngebietes, ganz im Sinne der Erstsiedlerinnen und Erstsiedler, wie 50 Jahre zuvor, Mitte der 30er Jahre.
Man könnte noch über sehr viele Begebenheiten innerhalb des 1. Bauabschnitte berichten, dies allein, wäre jedoch abendfüllend. Aber eines sollte nicht unerwähnt bleiben, was sicher für alle vier Bauabschnitte Gültigkeit hatte. Gefeiert wurde nach getaner Arbeit auch – und dies zu Recht. Wer viel arbeitet, hat bekanntlich auch das Recht zu feiern.
Ich gehe davon aus, der Bierumsatz in Oggersheim ist während der Bauzeit der Kleingartenanlage merklich angestiegen, zur Freude unserer ortsansässigen Brauerei. Eines weiß ich aber genau: Der Weg zur Laube Nummer 18 des damaligen Obmanns Wolfgang Baufeldt, in der zu jener Zeit die bis in die späten Abendstunden erforderlichen Baubesprechungen stattfanden, war mit Kronenkorken übersät. Man hätte dort eigentlich die Kosten für den Beton oder die Pflasterung sparen können.
Wie ging es dann nach dem 1. Bauabschnitt, der 1985 fertiggestellt wurde weiter?
Im Jahr 1988, nach einer schöpferischen Pause für die Beteiligten, wurde mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen. Man hatte sich die bisherigen Erfahrungen des 1. Bauabschnittes zunutze gemacht, insbesondere was das Rahmengrün und deren aufwendige Pflege betraf.
Die Planung für die nächsten Bauabschnitte wurde in Abstimmung mit der Stadtverwaltung modifiziert, es entstanden zunächst weitere 18 Kleingärten und ein Bienengarten. Gleichzeitig wurde mit dem Bau der Toilettenanlage und dem Lagerraum begonnen – weiterhin alles in ehrenamtlicher Eigenleistung. Angefangen von der Fertigung des Bauplans durch unseren Architekten Hartwig Haag bis hin zur dafür erforderlichen Baufinanzierung. Alles wurde durch die Siedlergemeinschaft getragen und bewältigt. Die Stadt übernahm dankenswerterweise die Kosten für den Anschluss der Toilettenanlage an das öffentliche Wasser- und Abwassersystem.
Die Besonderheit an dieser Gemeinschaftseinrichtung war die von Gerd Bauer, der damals als Bauleiter fungierte, ausgetüftelte Solaranlage, die zur Stromversorgung des Gebäudes diente. Damals ein Pilot- und Vorzeigeprojekt im Kleingartenwesen, welches großes Interesse weckte, nicht nur in Ludwigshafen, sondern weit darüber hinaus. Man kann hieran sehen, die Siedlergemeinschaft war schon damals auch auf diesem Sektor innovativ, lange bevor man von regenerativen und erneuerbaren Energien auf breiter Basis sprach.
Die Einweihung dieses Bauabschnittes erfolgte wieder ein später. Im August 1993 wurde dann der 3. Bauabschnitt mit weiteren 29 Kleingärten und dem Schredder- und Lagerplatz in Angriff genommen und am 30.04.1997 war Baubeginn des 4. und letzten Abschnittes mit 17 Parzellen.
Die Fertigstellung dieses vierten und letzten Abschnittes und somit der gesamten Anlage mit insgesamt 86 Kleingärten und einem Bienengarten wurde am 29. Mai 1999 mit einem Gartenfest gebührend gefeiert.
Seit dem 1. Spatenstich im Jahr 1984 sind nun 40 Jahre vergangen. Ein meines Erachtens überschaubarer Zeitabschnitt mit all seinen Veränderungen im Positiven und Negativen. Die Kleingartenanlage Brückelgraben hat sich stets positiv weiterentwickelt und ist heute sicherlich ein „grünes Schmuckstück“ des Stadtteiles Oggersheim und der Stadt Ludwigshafen. Dies kann und darf man sicherlich ohne Übertreibung feststellen.
Auch bei den einzelnen Kleingartenwettbewerben, sei es auf Stadt, - Landes- und Bundesebene, konnte die Siedlergemeinschaft, mit ihrer Anlage im Laufe der Jahre ganz hervorragende Erfolge erzielen.
Welches Fazit kann man nun heute nach vier Dekaden des Bestehens der Kleingartenanlage Brückelgraben ziehen?
1. Für die Kleingärtner selbst. 2. Für die Stadt und den Stadtteil Oggersheim. Und 3. nicht zuletzt für den Verein, die Siedlergemeinschaft BASF-Notwende e.V.
Es war damals eine richtige und zukunftsorientierte Entscheidung der Stadt, der zu entscheidenden Gremien und des Vereins selbst, hier in diesem Gebiet eine Kleingartenanlage entstehen zu lassen. Das Kleingartenwesen ist in seiner heutigen Form, nach dem Bundeskleingartengesetz betrieben, unverzichtbar für eine stadt- und ortsnahe Erholung, auch für eine sinnvolle und naturverbundene Freizeitgestaltung.
Kleingärten sind heute mehr denn je eine wichtige und notwendige Ergänzung zum Geschosswohnungsbau. Sie sind Teil des öffentlichen Grüns und sie sind kommunikative Zentren für Jung und Alt, wo man sich trifft und sich gerne untereinander, auch über den Gartenzaun hinweg, über alle möglichen Dinge austauscht.
Und wo können Kinder heute noch unbeschwert spielen und feststellen, dass Bohnen nicht nur aus der Tiefkühltruhe kommen und Birnen nicht in Dosen wachsen.
Kleingärtnerinnen und Kleingärtner helfen mit, die Natur im Garten erlebbar zu machen, sie gestalten ihre Parzellen eigenverantwortlich, sind jedoch durch den tragenden Verein unmittelbar der Gemeinschaft verbunden, so wie dies auch hier in der Anlage Brückelgraben von Beginn an beispielhaft der Fall ist und noch immer gelebt wird.
Die Siedlergemeinschaft selbst hat sich mit dem Bau der Kleingartenanlage ein gutes und kräftiges weiteres Standbein geschaffen, welches nicht so leicht einknicken wird. Viele neue Mitglieder konnte der Verein bedingt durch die Kleingartenanlage begrüßen. Mit der Kleingartenanlage und seinen Gemeinschaftseinrichtungen konnte sich der Verein ziel- und zukunftsorientiert sowie kontinuierlich weiterentwickeln, neue Aktivitäten kreieren und auch entsprechend durchführen.
Wer weiß, wie sich der Verein und seine Veranstaltungen, wie sich die Siedlerkerwe entwickelt hätten, ohne die vielen helfenden Hände aus dem Kreis der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner und deren teilweise unermüdlichen Einsatz für die Gemeinschaft? Ich wage die Behauptung, ohne die Kleingärtner hätte sich der Verein in den letzten 40 Jahren nicht so positiv und stetig nach vorn entwickeln können.
Ich möchte abschließend allen sehr herzlich danken, die sich bisher für unseren Verein, die Siedlergemeinschaft BASF – Notwende, mit seiner Kleingartenanlage Brückelgraben und deren Gemeinwesen eingebracht haben und weiterhin einbringen werden.
Gestatten Sie mir deshalb, dass ich zum Schluss stellvertretend für viele, einige Personen namentlich nenne, die sich in besonderer Weise für das Gelingen und die Realisierung dieser Anlage verdient gemacht haben.
Ich möchte an Gerd Bauer, der leider nicht mehr unter uns sein kann, erinnern, der damals beim 1. und 2. Bauabschnitt als sehr engagierter Bauleiter fungierte und unter dessen Vorsitz die beiden letzten
Bauabschnitte fertiggestellt wurden.
An Wolfgang Baufeldt, dem ersten Obmann der Anlage, der viele Jahre diese Funktion innehatte und immer die erste Ansprechperson der Kleingärtner vor Ort war. Es war ein nicht leichter ehrenamtlicher Job, den er von Anfang an übernommen hatte. Er hat ihn über viele Jahre hinweg mit Bravour gemeistert.
An Werner Ebinger, seinen Einsatz als unermüdlicher Bauleiter des 3. und 4. Bauabschnittes.
An Hans Wenzler, langjähriger zweiter Vorsitzender des Vereins, der stets die Belange der Kleingärtner unterstützte.
An Waldemar Frenzel, der in seiner ureigensten Art maßgeblich zum Gelingen des Werkes beigetragen hat. Ihm zu Ehren wurde auch der Weg entlang der Kleingartenanlage benannt.
Sie alle, und noch sehr viele mehr, haben mitgeholfen, dass die Idee einer Kleingartenanlage in der Notwende letztendlich Wirklichkeit werden konnte.
Ich sage abschließend danke an die heutige Vorstandschaft unserer SG und wünsche dem Verein für die Zukunft alles Gute für die kommenden Jahre.
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